Eisenzeitliche Ackerfluren

Rekonstruktionszeichnung des eisenzeitlichen Ackerbaus
© NIHK Wilhelmshaven

Wenn man sehr genau hinsieht, erkennt man hier im Wald zwischen Wohlde und Bergenhusen zahlreiche flache, breite Wälle. Diese sind etwa 2–3 m breit, maximal 20 cm hoch und schachbrettartig zu kleinen, mehr oder weniger rechteckigen Flächen angeordnet. Bei diesen handelt es sich um die Überreste von Feldern, auf denen vor etwas mehr als 2000 Jahren die Bauern der Eisenzeit ihr Getreide anbauten. Solche zusammenhängenden Ackerfluren werden aus historischen Gründen als „celtic fields“ bezeichnet. Diese Art der Flurformen hat jedoch eigentlich nicht unbedingt etwas mit den Kelten zu tun, sondern findet sich von der späten Bronze- bis in die römische Kaiserzeit in ganz Nordwesteuropa.

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Entstanden sind die Wälle durch das Ablegen von gerodeten Baumwurzeln sowie aufgesammelten Steinen und Unkräutern. Auch die damalige Pflugtechnik hat die Form der Felder stark beeinflusst: Anfangs wurde mit einem Hakenpflug kreuzweise gepflügt, dies ergab mehr oder weniger quadratische Felder. Aus späteren Zeiten stammen eher lang-schmale Parzellen, diese dürften nur noch in eine Richtung bearbeitet worden sein. Möglicherweise wurde hier bereits ein Pflug genutzt, der die Schollen wendete.

Es ist selten, dass sich wie in Bergenhusen ganze Fluren solcher Ackerwälle erhalten haben. Dies deutet darauf hin, dass die Flächen hier nach ihrer Nutzung schnell wieder mit Wald oder Heide bewachsen sind und auch nicht mehr landwirtschaftlich genutzt wurden. Es handelt sich daher um ein außerordentlich erhaltens- und besuchenswertes sowie überregional bedeutendes Denkmal der Vorgeschichte.

Aber Vorsicht, es besteht Verwechslungsgefahr! Bei den vielen gut erkennbaren, deutlich höheren und schmaleren Wällen, die ebenfalls den Wald durchziehen, handelt es sich hingegen um sehr viel jüngere Flurgrenzen: Dies sind ehemalige Knicks. Diese wurden im Zuge der Verkopplung um das Jahr 1800 herum auf königliche Anweisung in Handarbeit aufgesetzt, um die Feldfluren zu gliedern und Holz zu liefern.

Oben: LIDAR-Scan (links, Ausschnitt) und Umzeichnung (rechts, Ausschnitt) der vorgeschichtlichen Ackerfluren, darin eingetragen die Lage des Querschnitts (grüne Linie) und der Standort des Hinweisschildes (grüner Punkt)
© ALSH/V. Arnold
Unten: Querschnitt durch drei Wälle der vorgeschichtlichen Ackerfluren in 5facher Überhöhung
© V. Arnold

Weitere Informationen finden Sie unter http://celtic-fields.com.

Bildquelle:
LIDAR-Scan: V. Arnold
| Umzeichnung der Lage: G. Loewe, Archäologische Denkmäler Schleswig-Holsteins, Bd.8, Kreis Schleswig (seit 1974 Kreis Schleswig-Flensburg), Neumünster 1998, Abb. 8; Bearbeitung: V. Arnold | Umzeichnung Schnitt: V. Arnold